FUNino - Minifußball oder Kicken wie die Großen

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  1. Kleinere Mannschaften führen zu mehr Aktionen für alle Spieler der Mannschaft. 
  2. Intensität, Spaß und Entwicklungschancen erhöhen sich.
  3. Die Mischung machts: Kinder wollen auch wie ihre Idole auf größere Tore mit Keeper schießen.

Die Reaktionen auf unsere Social-Media-Aktivitäten der letzten Tage (Facebook-Post) haben gezeigt: Minifußball oder Funino ist nach wie vor nicht unumstritten. Wiederentdeckte Modeerscheinung oder Gamechanger im Jugendfußball? Wir haben die aus unserer Sicht wichtigsten Aspekte des 3-gegen-3 auf vier Toren zusammengetragen.

AKTIONSDICHTE IM FUNINO

Im Fußball eingeführt durch Horst Wein – wiederentdeckt von Matthias Lochmann. Minifußball ist nicht nur eine mögliche Wettkampfform, Funino und zahlreiche Abwandlungen können auch im Training eingesetzt werden.

Der deutlichste Vorteil ergibt sich dabei aus einer größeren Aktionsdichte. Die Abbildung zeigt einen Vergleich der durchschnittlichen Häufigkeiten von Ereignissen wie Pässe, Tore und Torschüsse, Finten sowie Zweikämpfe (Fenoglio, 2003). Deutlich sichtbar: Im 4-gegen-4 auf vier Toren verbuchen die Mannschaften ein Mehr an Torschüssen, Toren, Zweikämpfen und Finten. Die durchschnittliche Zahl der Pässe ist bei den beiden Spielvarianten nahezu identisch für die einzelnen Mannschaften. Begibt man sich jetzt auf die Spielerebene, wird der Unterschied noch markanter. Bei einer Mannschaftsgröße von vier Spielern genauso viele oder sogar noch mehr Aktionen als im 8 vs. 8 zu haben, bedeutet unweigerlich mehr Ballaktionen für die einzelnen Spieler im 4-gegen-4. Eine derartige Vielzahl von Aktionen, die zwangsläufig an Entscheidungen gebunden sind, wirken sich förderlich auf die Entwicklung der Kinder aus.

FUNINO DIE ENTWICKLUNGSGERECHTERE WETTKAMPFFORM?

Diese Ergebnisse decken sich mit dem Vergleich FUNino zu 7-gegen-7 von Bacher (2014). Dort konnten mehr Balleroberungen, Tore, Torabschlüsse und Dribblings im Minifußball gemessen werden. Interessanterweise ergab die Untersuchung, dass die Zahl der erfolgreichen Pässe im 3 vs. 3 höher war. Obwohl im 3 vs. 3 die Zahl der Passoptionen geringer ist und kaum „Sicherheitspässe“ möglich sind?

Diese Ergebnisse könnten ein Indiz dafür sein, dass Funino mehr dem Entwicklungsstand eines 10-Jährigen entspricht als etwa ein 7-vs-7.


„Das Training und die Wettkämpfe der Kinder im Fußball sollten genau so sein wie ihre Schuhe – sie sollten perfekt passen, nicht zu groß und nicht zu (klein) eng sein, damit sich das Kind bequem darin bewegen kann und sich wohlfühlt.“ Wein (2009, S. 24)


3-gegen-3 scheint dieser gut passende Schuh zu sein. Weniger überfordernd für Kinder, aber die Spielsituationen, die im 7-gegen-7 oder später auf dem Großfeld relevant sind, entscheiden auch im Minifußball über Sieg und Niederlage.

Abwandlungen von Funino eignen sich im Training besonders, um die Komplexität zu senken und gewünschtes Verhalten im Zweikampf implizit zu trainieren. Man kann beispielsweise 4 Tore in einer Zweikampf-Trainingsform verwenden. Die Spieler werden so verleitet im 1-gegen-1 den Gegner in die Bewegung zu bringen und nicht direkt auf ihn zu dribbeln. Das Verhalten der Spieler wird geschult und das Coaching wird nachvollziehbar. Es erhöht sich die Zahl erfolgreicher Aktionen. Die Spiel- oder Übungsform wird dynamischer.

Ein Beispiel wie du das Zweikampf-Training im Kinderfußballtraining gestalten lässt, findest du hier:

Bei FUNino-Spielformen wird die physische Beanspruchung für die Kinder größer. Einfache Prinzipien wie „Jeder ist im Angriff dabei“ und „Jeder Spieler verteidigt“ werden meist automatisch umgesetzt. Um Anspielstationen zu bieten, müssen sich alle bewegen. Die Aktivität ist für alle Spieler höher und nicht nur für die 1-2 Spielmacher im 7-gegen-7. Teilweise kann man schon bei Mannschaftsgrößen von vier Spielern beobachten, dass der ballentfernteste Spieler sich nicht am Spiel beteiligt.

Dies wird sich auch bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen zunutze gemacht. Sannicandro & Cofano (2017) konnten bei U17 Spielern im 3 vs. 3 signifikant höhere Herzfrequenzen messen, als im 4 vs. 4 und 5 vs. 5. So sind sogenannte small-sided-games in einem Alter, wo Ausdauertraining relevant ist, ein probates Mittel für fußballspezifisches, hochintensives Intervall-Training.

WARUM BEGINNEN VIELE KINDER MIT DEM FUSSBALLSPIELEN?

Gerade nach großen Turnieren wie Welt- und Europameisterschaften verzeichnen Vereine starken Mitgliederzuwachs. Kinder werden fasziniert von spektakulären Tricks, aber auch von Fallrückziehern und Weitschusstoren. Dann verwundert es auch nicht, dass die Kinder mal wie die „Großen“ spielen wollen. Diese Identifizierungsmöglichkeit sollten wir den Kindern nicht gänzlich verwehren. Vielmehr sollten wir im Training Abwechslung bieten. Um sie nicht nur entwicklungsgerecht zu fördern, sondern auch den Spaß am Training und Wettkampf hochzuhalten. Denn Ziel ist es neben Leistungssteigerung Kinder und Jugendliche, möglichst lange an den Sport zu binden. Funino ist dabei mit Sicherheit eine altersgerechte Möglichkeit, die Kids mit Spaß am Spiel an den Sport zu binden.

FAZIT

Kein Kind sollte im Bambini oder F-Jugendalter im 7-gegen-7 spielen. Kleine Zahlenverhältnisse sind in diesem Alter richtig und wichtig. Die Kids sind noch stark Ich-bezogen und wollen oft den Ball haben.

FUNino ist dabei mit Sicherheit eine altersgerechte Möglichkeit, die Kids mit Spaß am Spiel an den Sport zu binden. Ergänzend mit einem 4-gegen-4 oder 5-gegen-5 auf zwei Tore ab der F-Jugend (am besten mit kleineren Toren), ist das ein solides FUNdament im Kinderfußball.

Das Spielen auf vier Tore sollte auch im Training Einzug halten. Sogar weit über die E-Jugend hinaus. Trainingsbeispiele findest du bei uns auf der Videoplattform: https://training.advance.football/categories/funino_spielformen_f-jugend

Dass man für das Training von Taktik keine großen Zahlenverhältnisse oder „spielnahe taktische Übungs- und Spielformen“ auf ein ganzes Spielfeld braucht, zeigen genügend Trainingsbeispiele, die das Erlernen von "Prinzipien" als Ziel haben. Diese Trainings- und Spielformen sollten auch unabhängig vom Spiel am Wochenende fester Bestandteil im Training sein.

Diese kleinen Trainingsformen lassen eine höhere Aktionsdichte zu, wodurch die Spieler zu mehr Entscheidungssituationen kommen dürfen. Mehr solcher Spielformen findest du auf unserer Videoplattform: https://training.advance.football/catalog

Aber auch bei Kindern gilt: Torschuss macht einfach Spaß. Nur auf Minitore zu spielen, befriedigt die meisten Kids nicht vollkommen. Das Spiel auf "große" Tore sollte ebenfalls im Training vorkommen. Natürlich mit kleinen Mannschaftsgrößen. Und im besten Fall auf kleinere Tore - zumindest in der E-Jugend.

FUNino-Trainingsmappe für Jugendtrainer - jetzt im Shop: https://shop.advance.football/products/trainingskatalog-funino-ubungen

QUELLEN

Bacher, S. (2014). Mittendrin statt nur dabei. FT-junior (4), 34-39.

Fenoglio, R. (2003). The Manchester United 4 v 4 pilot scheme for U-9's part two: The analysis. Insight: The Football Association Coaches Magazine. 6. 21-24.

Sannicandro, I. & Cofano, G. (2017). Small-Sided Games in Young Soccer Players: Physical and Technical Variables. MOJ Sports Medicine. 1. 10.15406/mojsm.2017.01.00001.Wein,H. (2009).

Spielintelligenz im Fußball kindgemäß trainieren. Aachen: Meyer & Meyer Verlag

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